Dienstag, 4. Juni 2019

Tag 10: Von Benkovac nach Baska Voda an der Adria

Heute werde ich vom Licht geweckt. Ich möchte gerade nach meiner Schlafmaske greifen, als ich doch auf die Uhr schaue: 5 Minuten bevor der Wecker klingelt. Also stehe ich auf und mache mich schnell fertig, um 8 Uhr möchten meine Gastgeber nach Beograd fahren, also muss auch ich dann los. Als ich runterkomme, hat Josef gerade das Auto aus der Garage geholt: Eine blitzsaubere Mercedes C-Klasse der ersten Generation. Überhaupt ist alles sehr schön und gepflegt bei den Beiden, vom Haus bis zum Garten. "Tu veux un petit goût avant tu pars?", fragt er mich, und so trinken wir noch schnell einen Schnaps, bevor wir losfahren. Mila fragt, ob ich noch einen zweiten wolle, aber Josef ist streng: Vor der Fahrt gibt es nur einen. Wir verabschieden uns sehr herzlich und während sie sich schon auf den Weg machen, frühstücke ich noch schnell beim Bäcker.

Mein Weg führt mich bald über sehr kleine Straßen - in den ersten 20 km begegnen mir gefühlt 4 Autos. Die Atmosphäre ist äußerst klar, so dass die schon hochstehende Sonne alle Farben unglaublich intensiv erleuchten lässt. Ich bewundere das Blau des Himmels, das Grün der Büsche, das Rot des Mohns, das Lila der Disteln und das Gelb des Ginsters: "Heute wird ein prächtiger Tag", denke ich und radele froh vor mich hin.

Irgendwann komme ich an einem Schild vorbei, das offenbar auf einen Nationalpark hinweist. Es ist nicht das erste Schild, und ich bin zunächst nicht sonderlich beeindruckt. Aber dann führt die Straße von dem Hochplateau in eine Schlucht, die sich zu einem Tal aufweitet. Unten liegt ein smaragdgrüner See. Argos und ich Kurven schnell die Straße hinab, was ein echtes Vergnügen ist. Unten führt die Straße über einen Fluss, der sich zum Teil über Steilstufen in den See ergießt und sich in viele kleine Bächlein verzweigt. Es ist erfrischend kühl, es rauscht und alles ist super grün und fruchtbar. Wirklich toll, der Nationalpark Krka (kein Rechtschreibfehler, die kroatische Sprache ist ziemlich sparsam mit geschrieben Vokalen).

Eine Straße nur für Argos und mich


Fein säuberlich sortierte Steine
Man beachte den Spruch im Rahmendreieck






Dies muss der Silbersee sein. Wo ist der Schatz?


Wacht sie nochmal auf? Vielen Schlangen wird hier offenbar das Sonnen auf dem Asphalt zum Verhängnis
Nachdem Argos und ich auf der anderen Seite wieder aus dem Tal herausgeklettert sind, geht es weiter über das Hochplateau, vorbei an Blumen in prächtigen Farben, einer Zementfabrik, über eine nagelneue Straße, die wir die meiste Zeit für uns haben.


Ich habe keinen Filter etc. benutzt. Einfach die Handykamera

Auch hier kein Filter - es sah genau so aus

Interessante Design-Features an einem Radial-Lüfter?
Nach 65 km gönne ich mir ein Eis. Eigentlich hatte ich vor, dann nach 85 km irgendwo zu Mittag zu essen. Aber wie gestern finde ich schlicht kein Restaurant. Nach 105 km komme ich immerhin an einem kleinen Supermarkt vorbei und kaufe etwas Brot, eine Fleischwurst (400 g), etwas das aussieht wie Hüttenkäse (400 g), einen Apfel und eine Orangenlimonade. Picknick ist angesagt. Die Fleischwurst schmeckt allerdings ziemlich fad und der Hüttenkäse auch ganz anders, als ich ihn in Erinnerung habe. Lustlos esse ich, soviel ich kann, einen kleinen Rest Wurst und Käse werfe ich schweren Herzens weg. Nun hört meine Strähne offenbar auf: Bald ist der Weg meiner Route nicht mehr asphaltiert, und Argos Reifen sinken oft so tief in den Kies / Sand, dass ich ihn kaum noch kontrollieren kann. Das wird so nichts - ich entscheide mich, das Gebiet weiträumig zu umfahren, was ca 15 extra km sind. Zwischenzeitlich sind auch einige Wolken aufgezogen, und als ich noch 35 km bis zum Ziel habe, fängt es kurz an hu regnen. "Mist", denke ich. Langsam ist der Zenit meiner Motivation überschritten. Ich möchte gerne bald ankommen. Am vorletzten Anstieg schalte ich in den drittkleinsten Gang, gehe aus dem Sattel und "Peng", bricht eine Speiche am Hinterrad. Aber ich habe ja nun Übung und mache mich direkt ans Werk. Als ich Mantel und Schlauch schon abgenommen habe wird mir bewusst, dass ich direkt wieder zusammenbauen kann. Die Speiche ist an der Antriebsseite gebrochen. Um eine neue einzuführen, muss man die Kassette entfernen. Und dazu benötigt man ein paar Werkzeuge, die ich eben nicht dabei habe :( Also trägt der treue Argos mich dieses Mal humpelnd zu meinem Bestimmungsort (die Felge eiert sichtbar). Gottseidank kommen wir trocken in Baska Voda an und finden auch schnell ein nettes Zimmer.

Schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig


Natürlich wieder im Nippel gebrochen :(




Laut Eigentümer gibt es einen Fahrradladen im nächsten Ort, 8 km von hier. Ich hoffe sehr, dass sie uns helfen werden. Und dass danach Ruhe ist, denn ein Speichenbruch kommt selten allein. Wenn mir das in Albanien auf dem Land passiert, bin ich mir nicht sicher ob ich schnell jemanden finden werde, der mir helfen kann. Aber morgen ist ein neuer Tag. Gute Nacht für heute.

1 Kommentar:

  1. Da wollte doch tatsächlich jemand eine schlecht gearbeitete Spiralzunge vertuschen! Wenn das Herr Richter gesehen hätte, nicht auszudenken.

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