Samstag, 25. Januar 2020

Tag 31: Von Verona über München nach Düsseldorf (mit der Bahn)

Nachdem es lange keinen neuen Eintrag mehr gab - der letzte ist vom 6. Juli 2019 (und er beschreibt den 23. Juni 2019...) - wird es langsam Zeit. Der Rückreisetag ist denn auch schnell erzählt:

Nach einer erholsamen Nacht machen sich meine lieben Gastgeber mit mir zusammen auf zum Bahnhof. Sie haben einen Ausflug nach Mailand geplant und ich - schluchz -  werde mit der Bahn über München zurück nach Düsseldorf fahren. Zum Trost nehmen wir vorher noch am Bahnhof ein top-italienisches Frühstück, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und so steige ich mit gemischten Gefühlen in den Zug, der mich aus diesem Land, dieser Reise, diesem liebgewonnenen Landstreicherleben zurück nach Hause bringen wird. 

Nicht genau so, aber ungefähr so sah es aus :)
Beim Einsteigen
Unterwegs versuche ich gar nicht, über irgendetwas nachzudenken, und schaue stattdessen aus dem Fenster. Schnell kommen die Berge und mit ihnen die deutsche Sprache. Aber der erste bewusste Eindruck, an den ich mich erinnere, ist dass es auch nördlich der Alpen ein strahlender Tag ist. Satt grün die Wiesen des Alpenvorlandes, strahlend blau der Himmel, leuchtend rot die Geranien auf den Balkonen der alpenländischen Häuser, und alles liebevoll gepflegt und schön anzusehen. "Dein Heimatland heißt Dich willkommen", denke ich bei mir, und freue mich. In München habe ich eine Stunde Zeit für den Umstieg, es ist Mittagszeit. Argos und ich verlassen den Bahnhof; wir wollen eine kleine Runde drehen, und wer weiß, vielleicht zeigt uns das Schicksal ja etwas Schönes? Am Ende gibt es neben einem Falafel-Dürüm und einem Stück Kuchen noch ein paar einzeln nicht benennbare, schöne Eindrücke des sommerlichen München, die mich mit einem guten Gefühl wieder zum Bahnhof zurück kehren lassen - auch in Deutschland ist es schön.

Die restliche Fahrt ist spektakulär unspektakulär: Wir reisen mit dem ICE 4 direkt nach Düsseldorf. Die Bahn hat einen guten Tag, alles läuft wie am Schnürchen und am frühen Abend (für südländische Begriffe) bin ich wieder zu Hause. Verrückt. "Erstmal was essen.", denke ich gewohnheitsgemäß, und nachdem ich den treuen Argos entladen habe, gehe ich zu meiner Lieblingspizzeria, wo ich meine Lieblingspizza esse.

Pizza Volcano. Für mich unter den Top 3 nördlich der Alpen.
Und so geht diese Reise zu Ende. Der Tacho sagt mir, dass ich 3565 km gefahren bin, und 35781 Höhenmeter. In 166 Stunden (also einen gemütlichen Schnitt von 21.5 km/h, falls es jemanden interessiert). Hohe Zahlen, aber doch sagen sie wenig aus über diese Reise. Wie kann ich es besser beschreiben? Kurz gesagt: Diese war die beste Reise meines Lebens. Das dachte ich schon bei der Pizza, und das denke ich immer noch. Diese Begegnungen, diese Eindrücke, diese mannigfaltigen Gefühle und Erfahrungen, und das gute Gefühl, dass es am Ende doch immer gut läuft... Es ist sicher schön, wenn man so etwas in Gesellschaft unternimmt, weil man Schönes gut teilen kann. Wenn man alleine reist, bleibt einem das verwehrt. Aber dafür gibt es andere Gefühle und Erfahrungen die man eben auch nur alleine machen kann. So vielschichtig meine Motivation zu dieser Reise war, so vielschichtig ist auch das Erfüllung daraus. Würde ich es noch einmal tun? Hell yeah!

In den ersten Tagen und Wochen nach unserer Rückkehr bin ich etwas hibbelig und denke ständig, dass doch etwas passieren müsse - unterwegs gab es so viele Eindrücke mehr als in meinem Alltag. Aber es ist eben Alltag und allmählich gewöhne ich mich wieder daran. Und nach rund einen Monat "in den Tag leben" bin ich wieder angekommen, gehe ins Büro, sehe Freunde, backe Brot, fahre Fahrrad und beschäftige mich mit meiner zweiten großen Leidenschaft, der "Bewertung des Verlustkennfeldes einer außen gewickelten Sammelspirale eines Radialverdichters"...

Ganz herzlichen Dank für das Mitlesen, Mitfiebern und die vielen lieben Nachrichten und Kommentare, die mich auf unterschiedlichen Wegen erreicht haben. Dank Euch war ich nie alleine unterwegs: Ihr habt mir Windschatten gegeben wenn ich ihn brauchte, bergauf auch mal angeschoben und vor allem konnte ich mit Euch die vielen schönen Momente teilen. Danke :)

2019 war also ein ziemlich gutes Fahrrad-Jahr - und nicht nur. 2020 wird hoffentlich ein ebenso gutes Fahrrad-Jahr - und nicht nur :) Offen gesagt, habe ich mir auch für dieses Jahr wieder etwas vorgenommen. Etwas anderes, aber ebenfalls sehr schönes (hoffentlich). Und weil mir das Schreiben viel Freude macht, werde ich wieder hier darüber berichten. Heute nicht mehr, denn es ist schon spät, aber beim nächsten Eintrag erzähle ich, was ich vor habe. Gute Nacht für heute.