Mittwoch, 29. Mai 2019

Tag 4: Über den Lech, durch München zu den Bergen

Als ich heute aufwache, versuche ich, noch im Bettchen liegend, zu hören, ob es draußen nass ist. Obwohl ich mit offenem Fenster geschlafen habe (damit meine frisch gewaschenen Sachen trocknen), bin ich mir nicht sicher. Dafür wird mir bewusst, dass die Kreissäge auf der Baustelle gegenüber der Grund dafür ist, dass ich eine dreiviertel Stunde vor meinem Wecker wach bin. Meine Sachen sind leider immer noch feucht, aber nach 5 Minuten mit dem Fön sind sie soweit, dass ich sie anziehen kann; der Rest trocknet am Körper, ich muss ja noch nicht raus, sondern gehe erstmal zum Frühstück.

Als ich dann losfahre bin ich angenehm überrascht: Es tröpfelt nur ganz leicht vor sich hin, bei ca. 14 Grad. Ich trage die volle Regenmontur (Jacke, kurze Regenhose, Überschuhe) und bin ehrlich erleichtert: Ein bergisches Fisseln ist schon weit schlimmer, auf mir bleibt kaum Wasser liegen. Und alles andere (um die Dinge beim Namen zu nennen: Der Hintern) fühlt sich auch besser an, als erwartet. Sichtlich zufrieden radele ich über den Lech und zunächst durch topfebene Felder und vorbei an Gehöften, an denen es stark nach Schweinezucht riecht. Absolut gesehen ist dies nicht der bisher tollste Tag. Aber Zufriedenheit hängt eben auch stark von den Erwartungen ab.

Bin ich etwa im Emsland gelandet?


So komme ich zügig voran, bis ich plötzlich in Dachau bin. So langsam wäre es Zeit für das Mittagessen und ich finde einen netten Laden, der bayrische und österreichische Spezialitäten anbietet. So speziell ist es am Ende gar nicht, aber ich bekomme ein sehr ordentliches Schnitzel mit tollem Kartoffelsalat, eine Leberkässemmel, einen Mohnstriezel und einen Kaffee. Es kommt mir immer so vor, als wären die Leute überrascht davon, was ich alles esse; jedenfalls bietet man mir kein Minzplättchen mehr an.

Als ich den Laden verlasse, regnet es plötzlich ziemlich stark. Zwar ist Argos der Hund von uns beiden, aber im Moment erinnere ich mich selber an unseren alten Hund, den wir früher hatten, wie er in seinen letzten Jahren ungläubig/gequält schaute, wenn man ihn bei Sauwetter zum Spaziergang lud: "Da willst Du jetzt wirklich raus gehen??". Das Navi zeigt noch 80 km, zum mal eben durchbrennen zu viel. Es hilft nichts, ich fahre los und merke sofort, wie ich auskühle. Bei der nächsten Bushaltestelle ziehe ich die Armlinge drunter, und es wird fast gemütlich. Und nach ein paar weiteren Minuten wird der Regen schon schwächer.

Ich bin nun kurz vor München, und wenn ich das auf der Karte richtig gesehen habe, gehen Dachau und München fast direkt in einander über. Und München muss ich diagonal durchqueren. Und ich muss pinkeln. Jetzt oder nie, ich finde eine halbwegs ruhige Stichstraße und tue, was getan werden muss, während ich bete dass jetzt keiner vorbei kommt und ich mich an die Ausfluss-Formel nach Torricelli erinnere. Endlich bin ich fertig, wir reiten los, just als ein Auto die schmale Straße entlang kommt. Ich fühle mich wie ein echter Landstreicher und verspüre eine diebische Freude :)

Dann kommt das Ortseingangsschild von München - und direkt danach Wegweiser zu den Firmen MAN und MTU. Bei MAN gibt es nur Trucks & Busses, aber bei der MTU steht ein ziemlich großes Triebwerk in einem Container-großen Glaskasten. Argos ist sich zunächst zu fein, aber als ich ihm erkläre, dass das Gerät etwa 6 Größenordnungen mehr Leistung umsetzt, als er und ich zusammen, ist er doch einverstanden, sich damit ablichten zu lassen.






Dann geht's durch München, und zwar mitten durch. Gerade setzt der Feierabendverkehr ein, aber nachdem ich die letzten Tage hauptsächlich in der absoluten Provinz unterwegs war, gefällt mir das quirlige Stadtleben sehr gut - und es macht einen Heidenspaß, mit Argos im Stau an den Autos vorbei zu fahren :) Unterwegs gibt es noch eine Nussecke, und dann verlassen wir München in Richtung südost und kommen durch Neubiberg (@Christian H: JUSTINBIBERAX) und alle möglichen Orte, die auf Brunn enden. Irgendwann merke ich, dass meine Füße komplett nass sind, aber es ist nicht mehr weit und die letzten km haben wir Rückenwind, ich lasse mich von Argos tragen, der mit vollem Wind segelt.

Heute ist die letzte Nacht in Deutschland, morgen werden wir in Österreich sein, es geht über Kufstein, den Walchsee (Raphael, bist Du da nicht gerade im Urlaub?), Zell am See nach Fusch an der Großglocknerstraße - richtige Berge :) Es ist strammer Regen vorher gesagt, aber wenn dies so sein sollte, ist es ein relativ kurzer Tag (ca. 130 km) und hoffentlich auch der letzte richtige Regentag. Gute Nacht für heute.

Wer könnte daran vorbei gehen?





Schönheit hat viele Gesichter.

6 Kommentare:

  1. Liest sich super, besonderen Dank für die Monty-Python-Referenz ;-)
    Viel Spaß & gute Fahrt!
    db

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  2. (Ich geb das jetzt zum zweiten Mal ein, hoffe es ist nicht doppelt)

    Nachdem Dein Körper anscheinend mühelos sich an das gewaltige, tägliche Streckenpensum gewöhnt hat, muss eine neue Challenge her :):
    Versuche in den nächsten Tage mit fremden Leuten etwas zu spielen (karten, Fußball , verstecken, egal). Das gehört zu einer guten Reise dazu :)

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    1. :) Im Moment spiele ich mit ein paar Motorradfahrern tatsächlich verstecken - vor dem Regen... Ich werde es beherzigen.

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  3. Thomas,der Georg und ich sind begeisterte Fans Deines Reiseblogs! Viel Erfolg weiterhin,es bleibt spannend!

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  4. NEUBIBAX der war gut !

    Grüße
    Lutz

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