Dienstag, 13. Juni 2023

MittelgebirgeClassique 2023

Prolog

Nachdem ich dieses Rennen bereits 2022 gefahren bin, habe ich mich für dieses Jahr wieder angemeldet. Start und Ziel sind in Neustadt an der Weinstraße, von dort geht es durch den Pfälzer- und den Schwarzwald nach Süden, dann durch die Rheinebene nach Westen, in die Vogesen, und von dort wieder nach Norden, zurück nach Neustadt. Die vorgegebene Strecke ist rund 1060 km lang, bei gut 2 % durchschnittlicher Steigung (22740 hm). Damit liegt mir dieses Rennen eigentlich nicht besonders gut: Zu kurz und zu bergig. Dennoch habe ich mich wieder angemeldet. Letztes Jahr hatte ich Schwierigkeiten meine Kräfte einzuteilen, die extreme Kälte setzte mir stark zu (nächtliche Temperaturen um die 0 Grad Ende Mai), es war noch früh in der Saison und ich fühlte mich noch nicht stark genug für dieses Rennen, und in den Vogesen war ich überrascht davon, wie schwierig es war sich zu versorgen. In der zweiten Nacht fand ich erschöpft, ausgehungert und unterkühlt gottseidank eine Unterkunft in einer kleinen Pension. Obwohl ich versuchte gelassen zu tun, erkannte der Wirt erkannte meine Not und improvisierte mir spontan ein Abendessen aus seinem privaten Kühlschrank (dazu führten wir ein kurzes aber tiefgründiges Gespräch, in dem er mich mahnend an den olympischen Gedanken erinnerte). Nachts lag ich schweißüberströmt mit Schüttelfrost im Bett - ich war wirklich an meine Grenze gestoßen (oder hatte sie überschritten). Dass ich nach 5 Stunden Bettruhe (eine Ewigkeit in einem solch kurzen Rennen) meine Fahrt fortsetzen konnte, gleicht einem Wunder.

In diesem Jahr möchte ich es besser machen: Mehr lange Fahrten in den Wochen vor dem Rennen, eine klare Strategie zur Verpflegung (die Cheeseburger-Strategie) und eine bessere Recherche hinsichtlich der Infrastruktur entlang der Route. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen mein eigenes Tempo zu fahren - auch wenn das bedeutet, zu Beginn etwas weiter nach hinten zu rutschen.

Einen Tag vor dem Start erreiche ich Neustadt per Bahn. Schon im Zug lerne ich zwei Mitfahrer kennen, einer von ihnen ist Leonard, der mir mit seiner muskulösen Statur und seinem neu aufgebauten, edlen Titan-Rad auffällt. Bei der Registrierung treffe ich dann meine bekannten Fahrradfreunde und auch viele weitere neue Gesichter. Jedoch fällt mir auf dass ich innerlich angespannt bin, und ich mich in mich selbst zurück ziehe. Nach dem obligatorischen Briefing am frühen Abend bin ich erleichtert, als ich mich in meine Unterkunft im Nachbarort Hassloch zurückziehen kann (die selbe Herberge wie im Vorjahr). Zum Abendessen gibt es eine wirklich riesige, ansonsten leicht unterdurchschnittliche Pizza und gegen 22 Uhr schließe ich die Augen.

Mit meinem Freund Glenn


Dabei haben sie nur dann Probleme, wenn sie nicht radeln :)


War nicht einfach, aber es ist nichts übrig geblieben

Erster Tag

Um 4.45 Uhr klingelt der Wecker. Die Nächte vor dem Start sind selten sehr erholsam, diese bestätigt die Regel. Erinnerungen an ein paar wirre Träume zeigen mir immerhin an, dass ich nicht nur geruht, sondern tatsächlich geschlafen habe. Ohne Umschweife stehe ich auf, frühstücke zwei meiner acht Cheeseburger (die übrigen sechs sollen mich, zusammen mit Müsliriegeln, Trockenobst und M&Ms durch den ersten Tag bringen), steige in meine Fahrradkleidung, und rolle gemütlich zum Start, wo ich gerade pünktlich um kurz vor sechs ankomme.

Er leistet mir Gesellschaft, während ich vor dem Start Sonnencreme auftrage :)

Am Start


Ein paar kurze Worte mit den Mitfahrern und dann geht es los. Nach einem kurzen Flachstück beginnt der erste Anstieg, zur Kalmit. Was der Mont Ventoux für die Provence, das ist die Kalmit für die Pfalz. Der Hausberg von Neustadt zieht die Rennradler aus der Region magisch an und das aus gutem Grunde: Über 400 Höhenmeter geht es durch duftende Kiefernwälder empor, dass man sich wirklich südlich der Alpen wähnt. Letztes Jahr legten die führenden hier ein atemberaubendes Tempo vor, von dem auch ich mich dummerweise mitreißen ließ. In diesem Jahr bleibt das Hauptfeld zusammen, niemand übertreibt es, als ob alle Respekt hätten vor dem was ansteht. Unterwegs treffe ich unter anderem meinen Freund Christoph, der ein legendärer Bergfahrer ist und der die Kalmit kennt, wie seine Westentasche. Irgendwann hören wir von links, unterhalb der Straße ein wildes Getöse, als plötzlich eine Rotte Wildschweine auftaucht. Eins überquert direkt vor dem Peloton die Straße. Die beiden anderen verschwinden kurz, um nach wenigen Sekunden ebenso entschlossen über die Straße zu preschen. Gottseidank gab es keinen Zusammenstoß, aber die kurze Begegnung war eindrücklich genug, dass ich ein spontanes Stoßgebet absetze, dass niemand etwas derartiges erleben möge.

Mein Freund Christoph (im Vordergrund; Foto von Charlotte Gamus)

Im Schweinsgalopp... (Foto von Charlotte Gamus)

In der Abfahrt zieht sich das Feld auseinander. Noch sind alle engagiert, versuchen eine möglichst aerodynamische Position einzunehmen. "Spätestens bei der dritten Abfahrt wird sich niemand mehr hinkauern", lacht Christoph, als wir gemeinsam den zweiten Anstieg in Angriff nehmen. Seit bald einem Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen und ich freue mich über diese Minuten, in denen wir uns einigermaßen in Ruhe unterhalten. Irgendwann lasse ich ihn ziehen, er ist bergauf einfach viel schneller als ich. Die Anstiege sind hier im Pfälzerwald aber noch kurz, und weil ich bergab und im Flachen schneller fahre, werden wir uns noch einige Male wiedersehen.

Insgesamt scheint mir das Tempo dann doch wieder etwas hoch, wenn auch nicht so verrückt schnell wie letztes Jahr. Viele Mitfahrer treten auch in Flachstücken und sogar bergab fest in die Pedale. Ich halte das bei Langstreckenrennen für nicht zielführend: Ab einer Geschwindigkeit von ca. 18 km/h dominiert der Windwiderstand. Im Gegensatz zu den anderen Fahrwiderständen steigt dieser aber nicht linear mit dem Tempo, sondern quadratisch. Bei hohen Geschwindigkeiten wendet man also vergleichsweise viel Energie auf, um eine marginale Geschwindigkeitssteigerung zu erhalten. Hingegen erhält man bergauf, bei niedrigen Geschwindigkeiten beinahe eine lineare Geschwindigkeitssteigerung mit zunehmender Leistung. Außerdem wird bei Langstreckenrennen naturgemäß langsamer gefahren, was zu fatalen Fehleinschätzungen führen kann: Eigentlich könnten die meisten das Starttempo der Spitze mitfahren - nur eben nicht sehr lange. Ich halte mir diese Zusammenhänge vor Augen, aber es kostet mich doch einiges an Selbstbeherrschung, mich nicht "gehen zu lassen", und weiter mein gemächliches Tempo zu fahren, während ich zügig aus den Top 10 rutsche...

Egal. Ich habe meinen Rennplan und wenn es mir gelingt, diesen umzusetzen, bin ich zuversichtlich, dass ich unter die ersten zehn komme. An Tag eins möchte ich den ersten Checkpoint erreichen, wo es Verpflegung und Betten gibt. Dort 2 - 3 Stunden schlafen, und dann weiter zum zweiten Checkpoint,  nur rund 260 km entfernt, in den Vogesen. Dort kurz rasten, ggf. schlafen, und dann Nonstop knapp 400 km nach Neustadt, wo ich hoffentlich Mittwochmorgen um 3 Uhr ankommen werde...

The Masterplan (graublau ist Nacht, grün Ruhepausen in den Checkpoints)

Als wir nach rund 85 km die Rheinebene erreichen und es in Richtung Schwarzwald geht, haben  sich die Positionen vorerst stabilisiert. Trotzdem vermeide ich es, auf die Tracker-Seite zu schauen. Ich versuche einfach mein Ding zu machen. Nur sehr wenige Stops, Wasser nehmen, Wasser lassen. Proviant habe ich mehr als ausreichend dabei. Körperlich geht es mir gut, die Beine sind okay und der Magen ist dankbar für die Mischung aus Haferriegeln und Cheeseburgern. Nur fühle ich mich langsam, und die übliche Anspannung vom Start fällt nur quälend langsam von mir ab. Erst als ich in den ersten Anstiegen des Schwarzwaldes einige Mitfahrer überhole, entspanne ich mich immer mehr und finde allmählich meinen Rhythmus.

Irgendwann frage ich mich wo eigentlich Christoph steckt. Am Anfang der Rheinebene hatte ich ihn überholt, aber in den längeren Anstiegen des Schwarzwalds sollte er schnell Boden gut machen. Just in diesem Augenblick taucht er plötzlich auf. Zügig überholend fragt er mich nach meinem Befinden. "Als ob ich 220 km geradelt wäre.", antworte ich nach einem kurzen Blick auf den Tacho. "Na dann fühlst Du Dich ja sehr gut.", entgegnet er lachend, und verschwindet schnell hinter der nächsten Kurve.

Irgendwann überholt mich Leonard, den ich bei der Anreise zum Start kennengelernt habe. Eigentlich dachte ich, dass er vor mir wäre. Offenbar hat er eine Pause gemacht. Bergauf fahren wir ein ähnliches Tempo, aber während ich bergab die "Beine hochnehme", gönnt er sich kein Verschnaufen und tritt weiter kraftvoll in die Pedale. So reden wir nur kurz, bis es wieder bergab geht, und er mir davon radelt. Bei Kilometer 260 überholt er mich wieder, offenbar nach einer weiteren Einkaufspause. Bisher war es sommerlich warm, nun verdunkelt sich der Himmel von Osten immer mehr, bedrohlich bauen sich Gewitterwolken auf, und bald fängt es an zu schütten. Vielleicht trägt das zu meiner grimmigen Entschlossenheit bei - jedenfalls verliere ich meine Selbstbeherrschung und bleibe an Leonard dran, während wir durch immer dickere, dichte Tropfen zügig bergan radeln. "Thomas, Thomas!", ruft plötzlich jemand von links der Straße. Jochen! Unter einem Vordach steht er, wir haben uns bei unser beider erstem Three Peaks vor dem Start kennen gelernt. Dieses Mal fährt er zwar nicht mit, aber da er im Schwarzwald lebt, ist er eben als Dotwatcher auf der Strecke. Schlagartig hellt sich meine Stimmung auf, als Jochen  sich auf sein Rad schwingt und uns im Regen den Anstieg hinauf begleitet. Wir unterhalten uns über alles Mögliche, und ich bin so dankbar für die willkommene Ablenkung. Der Anstieg ist hart und verlangt mir alles ab, bei rund 19 % Steigung rutscht mir im Regen kurz das Hinterrad durch. Das Kraftpaket Leonard arbeitet sich wie eine Maschine, ohne erkennbare Anstrengung empor, während in mir kurz Verzweiflung aufflammt - werde ich etwa schieben müssen?!. Jochen erzählt, dass er oben sein Auto stehen hat, und uns auf Cola und Snickers einlädt. Welche Verheißung! Widerstrebend lehne ich dankend ab - gegen die Unsupported-Regeln. "Nein, nein - ich biete das allen Fahrern an." - Jochen, Du bist der Beste! Selten hat etwas so gut geschmeckt, wie diese Cola. Ich genieße noch ein wenig den Moment und bleibe bei Jochen stehen, während Leonard sich diszipliniert auf sein Rad schwingt und weiter prescht.

Allmählich legt sich der Regen, inzwischen bin ich auf den Höhenzügen des südlichen Schwarzwaldes unterwegs. In der Abenddämmerung steigt Dunst zwischen den Bergen auf, Wiesen, Wälder, die charakteristischen Schwarzwaldhöfe... Es ist wunderschön (was ich leider nicht mit Bildmaterial belegen kann, da ich keine Fotopause gemacht habe). Ich nehme die friedliche Stimmung in mich auf und merke, dass ich nach rund 16 Stunden endlich ins Rennen gefunden habe. Als mich irgendwann Leonard wieder überholt, um unwirklich schnell in der Abfahrt zu verschwinden, bleibe ich dieses Mal gelassen.

Im drittletzten Anstieg vor dem Checkpoint spüre ich, dass ich allmählich müde werde. Die Beine tun nach wie vor ihren Dienst, aber mit einem Mal fühle ich mich merkwürdig gemütlich und die Augen werden schwer, während ich gegen 23 Uhr die einsame Landstraße hochkurble. Genau in diesem Moment erscheint am Straßenrand ein Mann meines Alters. Während ich mich noch frage, warum er Shorts und FlipFlops trägt, spricht er mich aufmunternd an und begleitet mich, halb gehend, halb laufend, ein paar hundert Meter bergan. Seine Partnerin und er sind mit ihrem Wohnmobil unterwegs, um einen Bekannten abzupassen, der ebenfalls mitfährt. Er ist so positiv und freundlich, dass mich unser Gespräch mit gutem Mut erfüllt.

Am Gipfel steht ein weiteres Wohnmobil, jemand leuchtet mir mit einer Lampe entgegen. Es sind zwei der Rennorganisatoren! "Hey Thomas, alles gut bei Dir, brauchst Du was?", fragt mich Martin, mit seiner Zahnbürste im Mundwinkel. "Oh, eine Cola wäre ein Traum.", woraufhin die beiden mir meine Flasche auffüllen. Ich kann mein Glück kaum fassen! "Also für 'Unsupported' kümmert Ihr Euch aber wirklich gut um Eure Schäfchen.", lache ich erleichtert. "Unsupported, aber mit Herz.", schmunzelt Martin. Zu dritt genießen wir drei kurz den Blick vom Schauinsland über die Lichter der nächtlichen Rheinebene. Als wir uns dann verabschieden bin zuversichtlich, die übrigen 50 km zum Checkpoint gut zu schaffen.

In der übernächsten Abfahrt sehe ich zu spät, dass der Regen Geröll auf die Straße gespült hat, und als ich über einen der Steine donnere, platzt mein Schlauch im Hinterreifen. Inzwischen fahre ich TPU-Schläuche, die unter anderem den Vorteil haben, dass bei einer Panne die Luft langsam entweicht, und so habe ich noch genügend Zeit, sicher zum Stehen zu kommen, bevor der Reifen vollständig platt ist. Während ich eilig einen neuen Schlauch einziehe überholt mich ein Mitfahrer - ansonsten verläuft die Fahrt bis zum Checkpoint ohne weitere Zwischenfälle.

Ich komme dort gegen halb vier morgens an, eine halbe Stunde nach Plan. Lucas Becker (der Gewinner des letzten Jahres) und Lukas Neubeck (wir kennen uns vom Two Volcano Sprint, auch er ein sehr starker Fahrer) sind gerade im Aufbruch. Ich bin überrascht sie hier überhaupt noch zu sehen (freilich haben sie bereits geschlafen). Vielleicht bin ich ja doch nicht so weit hinten? Egal, "schnell" Abendroutine. Während ich auf meine Käsespätzle warte, trudeln im Minutentakt weitere Mitfahrer ein, bald mein Freund Glenn. Ich freue mich ihn zu sehen, aber während ich gierig einen Berg Käsespatzen in mich hineinschaufle, löffelt er nur vorsichtig an seiner Kartoffelsuppe - Magenprobleme sind ein verbreitetes Übel unter Langstreckenradlern. Zur Feier des Tages gönne ich mir noch eine Dusche, bevor ich mich ins Bett fallen lasse. Draußen bricht bereits der Tag an, und während mich bange frage, ob ich überhaupt werde schlafen können, trifft mich plötzlich die Müdigkeit wie ein Kinnhaken - knocked out.


Zweiter Tag

Nach 3 Stunden klingelt der Wecker, genau im richtigen Moment. Mit Leichtigkeit stehe ich sofort auf und fühle mich sichtlich erfrischt. Von den 8 Betten im Schlafraum ist nur noch eines belegt, und als ich in den Gastraum komme herrscht munteres Treiben. Die meisten Mitfahrer, die gestern kurz nach mir reingekommen sind, haben den Checkpoint bereits wieder verlassen. Egal. Glenn sitzt wieder vor seinem Essen, um jeden Bissen kämpfend. Ich fühle mit ihm. Er ist ein zäher, starker Fahrer, aber ohne Essen wird man mit frustrierender Unausweichlichkeit immer langsamer - und fühlt sich noch elend dabei! Mein Magen macht gottseidank gut mit und so inhaliere ich schnell einen Pott Kaffee und ein paar Marmeladenbrote.

Rund 10 Minuten nach Glenn breche ich auf. Von hier geht es eigentlich direkt runter in die Rheinebene. Auf der deutschen Seite decke ich mich bei einem Bäcker mit frischem Proviant ein. Heute ist Montag, und eine der Lehren des letzten Jahres ist, dass es montags in Frankreich sehr schwierig sein kann, sich zu versorgen. Die ohnehin kleinen Vogesen-Dörfer wirkten regelrecht verlassen.

Nach dem ersten richtigen Anstieg bin ich bereits mitten drin. Während der Schwarzwald auf mich wie eine echte Kulturlandschaft wirkt, haben die Vogesen ihren wilden Charakter bewahrt. Dichte Laubwälder bewachsen die Hänge, während die Hochlagen karg sind. Vereinzelte Dörfer, weniger Besiedelung. Es gibt ein paar Tropfen, dann ist es wieder trocken - das Wetter kann sich nicht entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.

Nach der morgendlichen Euphorie über mein gutes Befinden werde ich nun nachdenklich. Wird das Wetter halten? Werde ich noch ein paar Plätze gutmachen? Reichen meine Vorräte wirklich bis zum Checkpoint? Während ich in einem langen Anstieg so vor mich hinbrüte (und zugegebenermaßen eher herumeiere, als stramm zu fahren), überholt mich Simon mit Macht. Potzblitz, ist der schnell! Kann er dieses Tempo wirklich halten?! "Er hat mich gesehen, zurechtgelegt und dann mit ordentlichem Geschwindigkeitsüberschuss überholt, damit ich gar nicht erst auf die Idee komme, mich zu wehren", mutmaße ich - zumindest hätte ich es genau so gemacht. Also erhöhe ich mein Tempo und als er gut 200 m Vorsprung hat, beginnt unser Abstand wieder zu schrumpfen. Kurz vor dem Gipfel hole ich ihn wieder ein, und bedanke mich ehrlich fürs Mitziehen - ohne ihn wäre ich weiter gemütlich vor mich hingeschlichen. Schon kommt die Abfahrt. Ich würde mich als mittelmäßigen Abfahrer einschätzen, also lasse ich Simon den Vortritt. Eigentlich wird es einfacher, wenn man in jemandes Linie fährt. Trotzdem gelingt es mir nicht, an Simon dran zu bleiben. Auf der schlechten, wenig einsehbaren, gewundenen Straße fehlen mir Vertrauen und Können - er ist wirklich ein Ass.

Die nächsten Stunden verbringe ich mit konzentriertem Radeln. In der Auffahrt zum Grand Ballon durchquere ich Wolken von Fliegen, die sich in Massen zu jedem Preis auf mir niederlassen möchten. Die Situation erinnert mich an Hitchcock's 'Die Vögel'. Am Gipfel ist der Spuk vorbei, dafür verdunkelt sich der Himmel und dicke Tropfen platschen auf die Straße. Schnell streife ich meine Regenjacke über, und nach wenigen Augenblicken rolle weiter, in die Abfahrt. Ich bin nun im Rennmodus, im Flow. Abfahren, Jacke ablegen, auffahren, Jacke anziehen, abfahren... Kontinuierlich essen, während des Fahrens, nur kurze Stops zur Be- und Entwässerung. Alle Sinne ausgelastet, keine Überforderung, perfekte Balance.

Am Abend erreiche ich den vorletzten großen Anstieg vor dem Checkpoint: La Planche des belles Filles. Regelmäßig geht die Tour de France hier hoch, die Straße ist übersäht mit Botschaften an die Helden vergangener und aktueller Tage. Eine breite Straße zieht sich weit einsehbar in steilen Wellen den Berg hinauf. Es ist eine Sackgasse, voraussichtlich werden mir also Mitfahrer begegnen. Tatsächlich rauschen einige grüßend an mir vorbei. Als Glenn mir entgegen kommt, überschlage ich seinen Vorsprung: Praktisch genau die 10 Minuten, die er heute vor mir gestartet ist. Dann konzentriere ich mich wieder auf den brutalen Anstieg. Bis zu 17 % Steigung lassen mich angestrengt im kleinsten Gang kurbeln. 2020 endete hier ein episches Einzelzeitfahren der Tour de France, bei dem Tadej Pogacar dem bis dahin führenden Primoz Roglic am vorletzten Tag das gelbe Trikot abnahm, und die Tour gewann. Das Bild des angesichts seiner Niederlage immer noch aussichtslos kämpfenden, verzweifelten Roglic, dessen Zeitfahrhelm am Ende völlig schief auf seinem Kopf saß, und der im Ziel vom Rad fallend beinahe zusammenbrach, vor Verausgabung und fassungsloser Enttäuschung... Welch ein Drama.

In der Abfahrt begegne ich mehreren Mitfahrern, meinen Verfolgern, deren Anblick mich umgehend ins hier und jetzt zurück holt. Noch ein langer Anstieg, dann nur noch ein paar Wellen bis zum Checkpoint. Schnell stopfe ich einen Cheeseburger in mich hinein und nehme entschlossen den nächsten Anstieg in Angriff. Als ich oben ankomme, wird es Nacht - und damit kalt. Ein paar Mitfahrer legen an einer Bank warme Kleidung an, ich tue es ihnen nach. Gemeinsam mit Conrad starte ich in die Abfahrt. Er ist mir sympathisch und nach Stunden konzentrierten, einsamen Fahrens genieße ich das gemeinsame Fahren und Quatschen. Jedoch liegt plötzlich wieder Geröll auf der Straße. Dieses Mal platzt Conrad ein Reifen, und so setze ich meine Fahrt alleine fort.

Gegen kurz nach elf erreiche ich den Checkpoint. Es herrscht eine heitere Stimmung. Lukas Neubeck bricht gerade wieder auf und fragt mich scherzend "Was ist, Thomas, kommst Du mit?". Puh, erst mal ankommen. Glenn sitzt, wie inzwischen gewohnt, vor etwas Essbarem und versucht, ein paar Bissen hinunter zu bekommen. Christian, einer der Organisatoren, fragt mich gut gelaunt, was ich vor hätte: Nur essen, oder auch schlafen? Ich horche kurz in mich hinein. In diesem Moment fühle ich mich hervorragend, stark, unaufhaltsam, euphorisiert durch den starken Tag, die freundlichen, bekannten Gesichter, die heimelig warme Atmosphäre im Checkpoint, die Aussicht auf zwei große Teller Nudeln... Aber dann blitzt irgendwo die Erinnerung daran auf wie es ist, alleine in der dunklen Einsamkeit zur toten Stunde durch den Wald zu fahren, wie die Müdigkeit einen anspringt, um sich durch nichts als einen erbärmlich kalten Schlaf am Straßenrand für nur kurze Zeit abschütteln zu lassen... "Schlafen", sage ich bestimmt. Auf die Dusche verzichte ich dieses Mal, und lege mich in meiner Fahrradkleidung ins Bett (ich vergesse sogar, die Brille abzulegen). Nach kurzem Ringen mit mir selbst stelle ich den Wecker auf eineinhalb Stunden.

Ankunft bei CP2 (Foto von Christian Englert)

 Dritter Tag

Jedoch bin ich zu aufgedreht zum Schlafen, und als Dominik sich nach einer Stunde erhebt, stehe auch ich auf. Im Gastraum kämpft mein guter Glenn wieder mit seinem Essen, diesmal trockenes Baguette. Ich beschmiere das Meine mit reichlich Butter und Marmelade, nehme eine Cola und einen Kaffee, und gegen 1.10 Uhr morgens breche ich auf, nach gut zwei Stunden Aufenthalt in CP2.

Frühstück nach tatsächlich einer Stunde Schlaf (Foto von Christian Englert)

Zu dieser Zeit unterwegs zu sein ist eine Sache, sich einen 'Guten Morgen' zu wünschen und aufzubrechen ist eine merkwürdig Andere. Noch einmal ein langer Ritt, aber ich weiß, dass ich eigentlich nur gut durch die Nacht kommen muss - der Rest wird dann ein Selbstläufer. Als ich am ersten Anstieg meine Jacke ausziehe, fährt Glenn auf mich auf. Ich freue mich, ihn zu sehen. Es ist das erste Mal seit dem Start, dass wir uns "in Ruhe" sehen, und so kommen wir, uns munter unterhaltend, die nächsten Kilometer mühelos zügig voran. Der Wald ist in diesem Abschnitt wirklich dicht und völlig finster, es geht über enge, teils bemooste Sträßchen. Aber, im Bewusstsein dass wir die Regeln gerade arg strapazieren ("Ride solo!"), ist sogar dies ein Genuss und zu zweit ungleich sicherer.

In einem der nächsten Anstiege sehen wir von Weitem das tanzende Licht eines Mitfahrers vor uns. Schnell holen wir ihn ein, es ist Joshua. Aus irgendeinem Grund hat er nicht im Checkpoint gerastet, sondern ist direkt weiter gefahren. Dann wurde er doch müde und musste sich, ohne geeignete Ausrüstung, für ein kurzes Notschläfchen an den Straßenrand legen. Ich kenne Joshua von zwei vorherigen Rennen, wir sind ziemlich genau gleich stark. Aber in diesem Moment ist er in keiner guten Verfassung. Glenn und ich sind beide vergleichsweise frisch, und Joshua muss sich arg strecken, um an uns dran zu bleiben. Aber mit der Zeit wacht auch er auf und seine Kräfte kehren allmählich zurück.

Endlich beginnt der Himmel sich zu erhellen. Erst unmerklich, dann immer schneller, bis es plötzlich echte Dämmerung ist. Plötzlich spüre ich, wie mich die Müdigkeit anspringt. Meine Augen beginnen in der Gegend herum zu rollen, anstatt vor mich auf die Straße zu schauen. Tief einatmen, tief ausatmen, Kopf nach links, nach rechts, auf die Brust, in den Nacken, einen Schluck trinken. Ich weiß, dass solche Übungen gegen die Müdigkeit in etwa so gut helfen, wie Olivenöl als Sonnenschutz... Dann kommen wir über eine Kuppe und sehen dort plötzlich einen einen weiteren Mitfahrer. Schlagartig bin ich wieder wach. Am Wegesrand hantiert er noch an seinem Rad herum und beeilt sich sichtlich, aufs Rad zu kommen, um uns nicht zu verpassen - Leonard. Auch er hat die "Nacht nicht im Checkpoint verbracht", sondern ein Biwak eingelegt - allerdings ein geplantes und kein Notbiwak (ein gigantischer Unterschied). Nun sind wir also zu viert unterwegs. Im Morgengrauen nehmen wir gemeinsam eine völlig leere, lange, schnelle Abfahrt, Nebelwolken steigen auf, während wir durch die bitterkalte Luft ins Tal rauschen - Hochstimmung breitet sich in mir aus. Im ersten Ort finden wir eine Boulangerie, die bereits geöffnet hat, und kehren für ein schnelles Frühstück gemeinsam ein.

Von rechts nach links: Joshua, Leonard (ihm war es drinnen zu warm), Glenn und ich

Als wir wieder unterwegs sind, merke ich irgendwann, dass ich austreten muss. Auf unausgesprochene Weise sind wir eine Art Gemeinschaft geworden, aber natürlich wird niemand auf den anderen warten, wenn dieser auf die Toilette muss. Mist! Es hilft nichts, es sind sicher noch 12 Stunden bis Neustadt. In einem Anstieg bleibe ich an geeigneter Stelle stehen, informiere meine Gefährten per Zuruf über meine Geschäftsabsichten, und tue, was getan werden muss. Ich schaue nicht auf die Uhr, aber ein paar Minuten hat mich der Halt sicher gekostet. Ich weiß, dass ich sie nun unbedingt einholen muss, denn zu dritt werden sie sonst langfristig in jedem Falle schneller fahren als ich - auch ohne Windschatten, einfach, weil die Gegenwart der anderen einen aufputscht. Ich weiß in etwa, wie schnell wir gemeinsam bergauf unterwegs waren, in den Abfahrten rollte mein Argos sogar schneller als die Räder der anderen. Also drehe ich soweit auf, wie ich es gerade noch verantworten kann. Bergab und ich Flachstücken liege ich in den Aerobars und trete kräftig weiter, während Adrenalin mich weiter treibt. Nach 10 Minuten sehe ich Joshua am Wegesrand, der offenbar Ähnliches zu tun hat, wie ich zuvor. Und nach weiteren 10 Minuten erreiche ich Glenn und Leonard - welche Erleichterung. Das Tempo, was wir nun zu Dritt fahren, kommt mir direkt entspannt vor.

Rund 160 km vor dem Ziel passieren wir einen einladenden Imbiss, und beschließen gemeinsam zu pausieren. Ich überlege kurz, dass meine Vorräte eigentlich bis zum Ziel reichen müssten, aber irgendwie fühlt es sich für mich an, als wären wir durch die gemeinsamen Stunden zu einer Einheit verschweißt. Mit der für diese Rennen typischen Fokussierung geben wir unsere Bestellungen ab. Leonard weiß als Erster was er möchte, und der freundliche Herr denkt zunächst, Leonards Bestellung wäre für alle Drei - als Glenn und ich jeweils das Gleiche nochmal bestellen, muss er sehr staunen. Wir stopfen uns mit Essen voll, und als nichts mehr hineinpasst, gießen wir Cola oben drauf. Mit dem Argument, dass seine erbärmlich quietschende Kette ihn mindestens 5 Watt kostet (und mich den letzten Nerv), überzeuge ich Glenn während des Wartens, seine Kette zu schmieren. Ich benutze noch schnell die Toilette, und als ich mit bangem Blick zurück komme, sind meine Mitfahrer noch da - offenbar bin ich nicht der Einzige, der uns nun als Einheit betrachtet. Jedoch mahnt Leonard zur Eile: Unsere Verfolger sind nur noch knapp 8 km hinter uns.

Die übrige Strecke ist gefühlt flach. Nur noch kurze Anstiege, und so rauschen wir zügig, ohne weitere Pausen, in Richtung Neustadt. Irgendwann spüre ich, dass meine Energie weniger wird. Ich schaue auf das GPS - noch 120 km. Oh Mann, das wäre eigentlich eine ganz gesunde Samstagsausfahrt. Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn ich nicht mehr könnte, ein Zimmer nehmen müsste, erst morgen weiter fahren könnte... Plötzlich fühle ich mich wie eine abgelaufene Sanduhr. "I'm done.", entfährt es mir unvermittelt. "No, you're not!", kommt es energisch von Glenn zurück. Ab jetzt stopfe ich mir wieder kontinuierlich Essen in den Mund, und siehe da, es geht wieder besser.

Je näher wir dem Ziel kommen, desto intensiver denke ich darüber nach, was dort passieren wird. Werden wir sprinten? Oder friedlich gemeinsam ins Ziel rollen, und es dem Zufall überlassen, wessen Tracker als Erster ein Signal sendet und die Plätze verteilt? Wir sprechen nicht darüber, aber ich merke, dass sich die Stimmung zwischen uns verändert. Die Gespräche werden immer weniger, die Anspannung nimmt immer weiter zu. Rund 20 Kilometer vor dem Ziel kommt der letzte große Anstieg, es geht noch einmal auf die schöne Kalmit hinauf. Dann Abfahrt, kurzes Flachstück und noch ein kurzer, allerletzter Anstieg bis zum Hambacher Schloss, wo die Zeitnahme erfolgt. In mir bläst sich ein scheinbares Dilemma auf - ich fände es nicht fair, meine Gefährten nun anzugreifen, aber ich möchte auch gerne als Erster von uns Dreien ankommen. Am Fuße der Kalmit lässt Glenn dieses Dilemma platzen, indem er seine beiden Wasserflaschen ausgießt. "I can't have any more Orangina.", ist das Feigenblatt, mit dem er versucht, seine Kampfansage zu kaschieren. Fieberhaft denke ich nach, taxiere meine Mitfahrer. Leonard ist einen halben Kopf größer als ich, ein Kraftpaket, seine Muskeln zeichnen sich großzügig durch seine schwarze Kleidung ab. Ich habe buchstäblich unheimlichen Respekt vor ihm. Aber ich weiß, dass er 87 kg wiegt - rund 14 kg mehr als ich. Die Physik ist unbestechlich: Wenn ich irgendwo eine Chance gegen ihn habe, dann im Anstieg. Irgendwann ist Glenn neben mir. "You'll have to outsprint Leonard.", raunt mir mein Freund verschwörerisch zu. "Oh god, he is sheer power.", entgegne ich. "Power is a state of mind.", lacht er mich an.

Glenn, Leonard und ich, 60 km vor dem Ziel

500 m vor dem Gipfel greife ich an. Ich bringe es nicht über das Herz, die Beiden mit einem plötzlichen Sprint zu überrumpeln, stattdessen erhöhe ich rasch und kontinuierlich das Tempo. Allen ist klar, was nun passiert, und als mir dies bewusst wird, gebe ich alles. Endlich signalisiert das GPS das Erreichen des Gipfels, die Steigung hält freilich unverändert an. Mist. Besch... Kartenmaterial. Ich nehme minimal Tempo raus, hinter mir höre ich Fahrradgeräusche. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine schmächtige, schwarze Silhouette leichtfüßig auf  den Pedalen tanzen - Glenn! Mir fällt ein Stein vom Herzen. "He broke away, but he is not far. Keep it up, you've got this.", ruft er mir zu. "I believe the only one who's got this is you.", möchte ich antworten, aber bringe nur unverständliche Wortfetzen heraus. Nach weiteren 500 m ist tatsächlich der Gipfel erreicht. Wir stürzen uns in die Abfahrt, eine gewundene, enge Straße. Rennradler kommen uns auf ihrer Feierabendrunde entgegen, während wir wie besessen hinabjagen. Die letzte Serpentine nehme ich aus Erleichterung, unversehrt unten angekommen zu sein, etwas gemütlicher und sofort zieht Glenn innen vorbei. "Egal", denke ich ein weiteres Mal, "ich werde ihn schon noch einfangen". Aber schon im Flachstück kommen mir Zweifel. Hinter jedem Hindernis muss ich kämpfen, seinem Antritt zu folgen, er hat noch richtig Körner. Zwischen Wiesen, Feldern und Dörfern rasen wir am Hang entlang, unwirklich schnell, einige Passanten feuern uns an (ob es hier öfter solche Scharmützel unter Radfahrern gibt?). Dann geht es in den letzten Anstieg - 2 km bis zum Ziel. Vor mir tanzt Glenn weiter wie ein Derwisch auf seinen Pedalen. Ich erinnere mich: Er hat rund 12 kg weniger als ich. Die Physik ist immer noch unbestechlich. Ich weiß, wie es kommen wird. Nach 500 m flattert meine Lunge, ich breche ein. Ich widerstehe der Versuchung, auszurollen, und reduziere das Tempo nur so weit, wie es unbedingt erforderlich ist. Sollten sich die ungeliebten Über-Unter-Intervalle am Ende doch auszahlen? Glenn wird schnell kleiner und schon ist er hinter der nächsten Kurve verschwunden - welch ein Feuerwerk, ich freue mich für ihn. Als ich oben ankomme, ist er schon fast wieder bei Atem. Charlotte (die Fotografin), Daniel (der einen Film über das Rennen macht), und ein paar Mitfahrer sind ebenfalls da. Einen kurzen Moment verschnaufe ich auf dem Rad. Dann drücke ich Glenn, bevor mir die anderen eine Dose Bier in die Hand drücken, und ich mich auf den Boden fallen lasse. Bald kommt Leonard, und nachdem wir auch ihm ein paar Sekunden gelassen haben, um sich zu erholen, wird auch er gefeiert. Alle sind erleichtert, erfüllt, beseelt. Wir genießen noch kurz die Abendstimmung und den erhabenen Blick über das Rheintal, bis uns allen kalt ist und wir ins soziale Ziel, unten in der Stadt rollen. Dort falle ich in die Arme meiner lieben Aga, die mich hier erwartet. Es gibt noch eine späte Pizza, mit anderen Mitfahrern werden schnell ein paar Geschichten ausgetauscht, bis mir irgendwann beinahe die Augen zu fallen. Ab ins Hotel, kurz duschen, lange schlafen.




Im Ziel (Fotos von Charlotte Gamus)

Die folgenden Tage lassen wir gemeinsam mit den Mitfahrern das Rennen ausklingen. Essen, in der Sonne sitzen, lachen, schlafen. Die Pfalz ist schön, notfalls sogar ohne Rad (aber mit noch mehr). Dankeschön für die Unterstützung, das gedankliche Mitfahren - und für das bis hierhin mitlesen :)

1060 km, 22740 hm, 2 Tage, 14 Stunden, 26 Minuten, Platz 8

Donnerstag, 10. Februar 2022

The Two Volcano Sprint 2021: Prolog

Es ist das zweite Mal, dass ich an diesem Rennen teilnehme; den Eintrag über das letzte Mal, letztes Jahr, bin ich schuldig geblieben. Es war so eindrücklich, so dicht, dass es mir danach schwer fiel, aus diesem Knäuel von Erinnerungen einen roten Faden zu entwirren. Und nachdem ich es zu lange versäumt hatte, meine Gedanken zu ordnen und zu dokumentieren, sah ich keine Chance mehr, eine zusammenhängende Geschichte darüber zu erzählen.

Die Eindrücke, die Empfindungen des letzten Jahres sind mir aber gut im Gedächtnis geblieben. Welche Gegensätze dieses Rennen enthält! Quirlige Küstenorte und entlegene Bergregionen. Strahlendes, goldenes Licht und stockfinstere Nacht. Wohlige Wärme und bittere Kälte. Äußerst bergige Passagen und... - nein. In dieser Hinsicht ist es sehr einseitig: Eigentlich geht es ständig auf und ab. Über 2 % durchschnittliche Steigung hören sich nach wenig an - 2 % kann man doch locker hoch rollen, könnte man denken. Aber da es in etwa eben so viel bergab wie bergauf geht und zwischendurch auch mal kurz eben ist (wirklich nur ganz kurz), fährt man gefühlt die ganze Zeit bergauf. Dann die Kälte. Ende Oktober in Süditalien - man träumt von friedlich-wärmender Nachmittagssonne. Die mag es auch geben. Aber sobald sie fort ist, und man die Küste in Richtung der Berge verlässt, erwartet einen die Nacht mit tiefschwarzer Dunkelheit, niedrigen einstelligen Temperaturen und der Gelassenheit eines Jägers, der weiß, dass er nun über 12 Stunden Zeit hat, sein Opfer zu stellen. Letztes Jahr habe ich keine einzige Nacht draußen verbracht, obwohl ich meine Isomatte und meinen Daunenschlafsack dabei hatte. Es war so kalt und abweisend, ich fühlte mich so ausgesetzt und verlassen, dass mir einfach der Mut dazu fehlte. Als ich damals in der zweiten Nacht unterwegs die Veranstalterinnen traf, fragten sie mich: "So what do you think about the race?" - "It's brutal.", war alles, was ich sagen konnte.

Aber nach der Nacht kommt der Tag und mit ihm dieses einmalige Licht, nach dem wir Mitteleuropäer uns so sehr verzehren. Apropos verzehren: Kulinarisch kann zumindest ich mir nichts besseres vorstellen, als von der besten Pizza der Welt (die Pizza in Neapel ist wirklich eine Kategorie für sich, die nichts mit dem zu tun hat, was einem landläufig als Pizza verkauft wird) zu den besten Arancini der Welt (frittierte und gefüllte Reisbällchen auf Sizilien - eine Sensation!) zu radeln. Die Bilder unterwegs, die Begegnungen, die Probleme mit denen man zu kämpfen hat und die man schließlich überwindet, die tiefe, völlige und ungekannte Entspannung im Ziel und die Gemeinschaft mit den Mitfahrern... Das alles sind einmalige, positive Eindrücke.

Allerdings ist es nicht so, dass ich zwischen den guten und den schlechten Empfindungen abwiegen würde. Vielmehr ist es wie ein Besuch in der Sauna, bei dem alles dazu gehört: Das Schwitzen bis man denkt, umzufallen. Die eiskalte Abkühlung, die einen nach Luft schnappen lässt. Erst die Kombination von Beidem macht das Erlebnis. Und so war mir schnell klar, dass ich mich wieder anmelden würde.

2020 am Etna, vor der letzten Abfahrt ins Ziel


In diesem Jahr geht das Rennen in entgegengesetzter Richtung, also von Nicolosi auf Sizilien nach Ercolano bei Neapel. Zwei Tage vor dem Start fliegen Argos und ich nach Catania. Die Vorbereitungen waren schon nicht mehr ganz so fieberhaft, wie im letzten Jahr - beim inzwischen vierten Rennen bin ich nun doch gelassener. Aber einigermaßen hektisch war es doch, und als ich um 7 Uhr morgens das Flugzeug besteige, bin ich reichlich übernächtigt. Auf meinem Fensterplatz sitzt ein älterer italienischer Herr. "Isch abe keine Problem.", versichert er mit großzügig, als ich ihn darauf anspreche, dass dies mein Platz wäre, und macht keinerlei Anstalten aufzustehen. So verbringe ich den Flug auf dem Mittelplatz, und als der Herr anfängt zu husten, beginnt seine freundliche, aufgeweckte, vielleicht 13 jährige Enkeltochter zu meiner Rechten ein Gespräch mit mir, dem ich dankbar meine volle Aufmerksamkeit schenke.

Durch diese kleine Begegnung bin ich bereits in Italien angekommen, bevor das Flugzeug gelandet ist. Als ich denn auch körperlich ankomme, sehe ich neben den Gepäckbändern im Flughafen diverse leere Fahrradkartons - ich bin nicht der erste. Argos hat die Reise gut überstanden, und während ich ihn zusammen baue, kommen weitere Mitfahrer an. Ich bin froh, dass ich als Erster fertig bin und alleine aufbreche: Die 700 hm und 30 Kilometer möchte ich urgemütlich in meinem eigenen Tempo zurücklegen. Außerdem kann ich so halten, wann ich möchte - und tue es in der ersten netten Bar in Catania, wo ich einen wunderbar konzentrierten Caffè und ein süßes Teilchen bekomme.


Black liquor

Der Bogen mit schwarzem Lavastein - typisch für Catania

In Nicolosi habe ich mir ein Zimmer in dem gleichen B&B gebucht, wo ich letztes Jahr nach dem Rennen war - und bekomme zu meiner Begeisterung sogar das selbe Zimmer, in dem ich mich sofort wieder zu Hause fühle. Ein gutes Omen. Träge ordne ich meine Ausrüstung, packe noch etwas um, aber bald zieht es mich nach draußen. Im Dolce Vita Café neben dem Start treffe ich die ersten bekannten und unbekannten Gesichter. Alle freuen sich, endlich hier zu sein und alle haben eine gewisse Ehrfurcht vor dem, was vor uns liegt, und so bildet sich bereits vor dem Start eine Gemeinschaft.

Am Abend habe ich endlich die Gelegenheit, in Ruhe ein paar Worte mit meinem Freund Christoph zu wechseln. Er ist ein unglaublich starker und erfahrener Radfahrer, und zugleich ein sympathischer, empathischer Mensch, der mir inzwischen eine Art Mentor geworden ist. Eigentlich teilt man seine Strategie nicht mit Mitfahrern, aber im Vertrauen sprechen wir doch darüber, wie wir es angehen wollen. In diesem Jahr wird die Strategie ein großes Thema sein, weil die vorgegebene Strecke voraussichtlich am ersten Abend die Zivilisation in Richtung der Berge verlässt, und es für rund 150 km keine touristische Infrastruktur gibt, in der kalten, dunklen Nacht. Früh in einer Unterkunft nächtigen? Bei dem diesjährigen, historisch engagierten Starterfeld würde man sofort nach hinten durchgereicht. Auf das Glück hoffen, dass es doch nicht so kalt wird, oder man wider Erwarten eine Unterkunft findet? Wenn man sich auf das Glück verlässt, lässt es einen im Stich. Durchfahren? Hätte das Risiko, am Folgetag komplett einzubrechen... Wie man es dreht - es gibt kein Patentrezept. Immerhin hat sich die Wettervorhersage in den letzten Tagen gebessert: Es soll beinahe trocken bleiben. Mein Plan ist, am ersten Tag rund 280 km zu fahren, und dann früh in der Nähe eines Ortes, auf gut 500 m ü. A. zu biwakieren. Dort sollte es noch nicht so klirrend kalt sein. Christoph meint, dass ich bereits am frühen Abend dort sein werde - viel zu früh für die Nacht. Ich ahne dass er Recht hat. Mein Plan B ist ein verlassenes Dorf bei KM 323. Zeitlich würde das besser passen, aber es liegt auf über 800 m ü. A. Da könnte das Biwak schon ungemütlich werden. Schlimmstenfalls also Augen auf und durch. Mir wird bewusst, dass alle Fahrer vor dieser Schwierigkeit stehen, und dass das Rennen vermutlich bewusst so ausgelegt ist: Eine ernsthafte Angelegenheit, wie eine anspruchsvolle Hochtour. Irgendwie mag ich diesen Gedanken, und zusammen mit der Gewissheit, noch ein letztes Mal ausschlafen zu können, lässt er mich bald einschlafen.

Am nächsten Morgen treffe ich, nach dem Frühstück im B&B, Alex. Er ist der Freund einer Fahrradfreundin von mir; sie hat mir von ihm erzählt. Ungewollt taxiere ich ihn. Sie hat ihn als sehr starken Radfahrer beschrieben (und wenn sie das schon sagt...). Passt. Einen Tag vor dem Rennen ist das nicht unbedingt eine Eigenschaft, die jemanden sympathisch macht. Aber meine Fahrradfreundin hat ihn sich aus guten Gründen ausgesucht: Sogar in diesem Umfeld (Langstreckenradler sind alle angenehm), ist er mir überdurchschnittlich sympathisch.  Dass er schnell Rad fährt verzeihe ich ihm, und nehme ihn in den Kreis der Leute auf, denen ich es nicht übel nehmen werde, wenn sie schneller sind als ich.

Nach dem Frühstück gibt es ein paar Dinge zu erledigen: Die Ausrüstung umpacken, ein Paket mit ziviler Kleidung ins Ziel schicken, die Registrierung erledigen, eine richtige Pumpe finden, um den richtigen Reifendruck einzustellen (damit es keinen Platten gibt), ein bisschen Caffè und reichlich Dolci nehmen und das obligatorische "Rider Briefing" am Abend. Kein Müßiggang, aber auch kein Stress. Im Laufe des Tages treffe ich immer mehr Mitfahrer, und meine freudige Anspannung nimmt zu. Beim abendlichen Briefing gibt Juliana (die Organisatorin) noch ein paar letzte Hinweise, alle sind da, es gibt mehr Arancini, als selbst 100 Langstreckenradler vor einem Rennen essen können... Trotzdem brauche ich danach etwas Süßes - und etwas weniger Trubel. Mit Fiona, Alex und ein paar anderen Leuten machen wir noch ein kleines De-Briefing im Dolce Vita Café, quatschen darüber, wie die letzten Tage waren und was jetzt vor uns liegt, und gegen 22 Uhr liege ich schon in meinem Bettchen. Eigentlich nicht meine Zeit, aber Morgen geht der Wecker um 4.20 Uhr, und das ist eben auch nicht meine Zeit... Ich werfe einen letzten Blick auf Argos, der treu und voller Tatendrang am Schreibtisch lehnt - er wird mich nach Ercolano tragen. Als ich das Licht lösche, erwarte ich nicht mehr als ein Ruhen, und bin doch glücklich: Bald schlafe ich ein.

Argos ready to rumble


Donnerstag, 5. November 2020

TPBR 2020: Tag 7 (Buis-les-Baronnies - Nice)

Eine knappe Stunde nachdem ich mich hin gelegt habe, dringt, zunächst entfernt, dann immer näher, Freilaufrasseln in mein dämmerndes Bewusstsein: Mitfahrer! Wer sonst würde hier Freitag um kurz vor 6 entlang radeln? Ich versuche weiter zu schlafen so gut es geht, aber bin doch mindestens halb aufgewacht. Dieser Tage ist mein Körper in einer merkwürdigen Alarmbereitschaft, ständig zwischen Jagd und Flucht. Kurz darauf kommen die ersten Autos sporadisch die Straße entlang gefahren - sssschchchchwwwbrrrrwwwwschchchsss - und ich bin vollends wach. Was soll's. Ich bin mitten im Ort und muss irgendwie meine Schlaf-Boxershorts aus- und meine Fahrradhose anziehen. Vielleicht ist jetzt gar kein so schlechter Zeitpunkt dafür, wenn ich es nicht endgültig vor Publikum machen möchte. Etwas staksig steige ich in meine klamme Fahrradkleidung und packe meine Sachen, mit trotziger Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen, die allmählich beginnen ihren Geschäften nachzugehen. Wenn die wüssten, was für eine albtraumhafte Nacht ich hinter mir habe. So bin ich einerseits erleichtert, als Argos und ich wieder los rollen: Endlich hat dieser Schrecken ein Ende. Wenn ich aber daran denke, was nun vor mir liegt, wird mir angst und bange: Bis Nizza sind es rund 400 km - und über 5000 hm. Ich bin bisher einmal 400 km in einem Rutsch gefahren, von Düsseldorf nach Hamburg. Frisch und bestens ausgeruht, mit kontinuierlichem Rückenwind durch die norddeutsche Tiefebene. Jetzt habe ich in bisher 5 1/2 Renntagen knapp 1800 km zurück gelegt und die letzte Nacht eine Stunde "geschlafen"... "Keine Panik, Ruhe bewahren. Schau nicht auf das große Ganze, konzentriere Dich nur auf das, was jetzt gerade vor Dir liegt. Alles kann, nichts muss. Guck mal, es wird ein schöner Tag! Wie wäre es mit Frühstück? Die Boulangerie sieht gut aus.", muntert Argos mich auf. Weise Worte von meinem treuen Gefährten, und ein feines Näschen für gute Backwaren hat er auch noch. Ich kaufe alles, was ich an duftenden Croissants, Pain au Chocolat, Pain au Raisins und Baguette eben transportieren kann und hinter der nächsten Ecke finde ich tatsächlich ein Café, was bereits geöffnet hat. Ob das Schicksal diese Schreckensnacht wieder gut machen möchte? Bei dem munteren Barmann bestelle ich drei Cafés, die ich im Stehen nehme. Immer noch etwas wackelig, stelze ich zurück zu Argos - Zeit für die Morgenapotheke. Eine Magnesiumtablette, ein Beutel Elektrolyte (Magnesium ist auch nicht alles im Leben), ein paar Vitamine, ein Beutel Maaloxan und, zur Feier der überstandenen Nacht, Paracetamol (tatsächlich habe ich etwas Kopfweh - keine Sorge, es ist das erste Mal im Rennen). Vor den Augen der männlichen, etwas in die Jahre gekommenen Stammkundschaft des Ladens spüle ich meinen Medikamentencocktail herunter und bin fast überrascht, dass ich keinen Kommentar bekomme. Aber was sollen die Herren mit ihren Frühstücksschnäpsen auch schon sagen...

Als wir wieder losrollen, fühle ich mich verblüffend gut - Koffein, Kohlenhydrate und Paracetamol - es gibt einen Grund, warum es ganz oben auf der Wunderliste steht. Aber es ist auch ein wunderschöner Tag und schlicht eine traumhafte Gegend, lieblich, friedlich und abwechslungsreich. Ich hatte das immer für ein Klischee gehalten, aber tatsächlich duftet es überall nach Kräutern und Lavendel. Trotz der Strapazen der letzten Tage ist das Radeln hier ein reiner Genuss. Und so legen sich auch meine Unruhe und Sorgen über das, was vor (und hinter) mir liegt. Im Moment ist alles bestens und um alles andere kümmere ich mich, wenn es soweit ist. Der erste Pass des Tages ist zugegebenermaßen nicht allzu hoch, aber dafür geht er auch wie von selbst. Von oben fällt mein Blick ein letztes Mal zurück zum Mont Ventoux, dem "Giganten der Provence". Aber dann ruckt Argos ungeduldig in die Abfahrt und zwingt mich, nach vorne zu schauen - in Richtung Nizza.

Ein neuer Tag



Auf der Straße

In der Ferne der Mont Ventoux

Ein gutgelaunter Landstreicher

In Richtung Nizza

Die nächsten 50 Kilometer bis Sisteron geht es hauptsächlich bergab oder ist es eben. Sehr angenehm, auch mal mühelos und zügig einige Kilometer abzureißen - noch dazu in dieser traumhaft schönen und abwechslungsreichen Gegend. So erreiche ich Sisteron bestens unterhalten gegen viertel vor zwölf. Bis zur nächsten Ortschaft sind es über 50 km und dazwischen liegt ein einsamer Pass zur heißesten Zeit des Tages - sensationelles Timing. Im Renn-Handbuch wurde sogar extra darauf hingewiesen, sich in Sisteron nochmals ausreichend mit Proviant und vor allem Wasser zu versorgen. Also verlassen Argos und ich die vorgegebene Route und betreten die Altstadt. Sisteron ist ein nettes Örtchen und dementsprechend sind viele Touristen unterwegs. Etwas irritiert von der ungewohnt hohen Menschendichte finde ich gottseidank bald einen tollen Eisladen mit lokalen Sorten wie Lavendel und Génépi (Edelraute, woraus man in den Westalpen einen wunderbaren Likör macht...). Ich mache der freundlichen Dame ein Kompliment und frage sie nach der nächsten Boulangerie, woraufhin sie mich ans andere Ende des Ortes schickt - die anderen Läden seien... sie schaut widerwillig. So schiebe ich Argos quer durch den Ort, aber dafür werde ich tatsächlich mit einer außergewöhnlichen kleinen Bäckerei belohnt, in der es allerlei lokale Spezialitäten zu kaufen gibt. Und der Rückweg zu dem Punkt, an dem ich die Route verlassen habe (darauf wird peinlichst geachtet), kommt mir dann auch gar nicht mehr so lang vor.




Eine willkommene Erfrischung

Bei Sisteron

Hinter Sisteron geht es zunächst ein paar Kilometer auf und ab, bis der eigentliche Anstieg zum Pas de la Graille über die Montagne de Lure beginnt. Ich merke aber schon, wie unbarmherzig warm es ist - irgendwas zwischen 33 und 35°C. Eigentlich möchte ich die ganze Zeit trinken, aber bis zur nächsten Wasserstelle sind es noch über 45 km. Wieso habe ich nicht einfach eine Flasche Wasser gekauft, anstatt auf meine 1.75 l zu vertrauen? Es kommen noch ein paar kleine Ortschaften, aber anders als bisher in Frankreich, wo es immer und überall Trinkbrunnen gab, gibt es hier nichts - weder eine Quelle, noch einen Kiosk. Ich überlege schon, ob ich einfach jemanden um Wasser bitte. Aber in dieser Mittagshitze ist schlicht keine Menschenseele draußen zu sehen. Sollte meine Karte, in der hier keine Wasserstellen verzeichnet sind, wirklich Recht behalten? Gottseidank nicht. In Valbelle sehe ich einen anderen Rennradler, der sich am Straßenrand an einer kleinen Säule zu schaffen macht. Ein Holländer, der seine Ferien hier in der Gegend verbringt - und der findige Bursche hat tatsächlich einen Trinkbrunnen entdeckt. Erleichtert trinke ich mir den Bauch voll und bin dankbar, dass er hier stand - ohne ihn hätte ich die Quelle nicht gesehen.

Nach einer kurzen Unterhaltung geht es weiter, und nun beginnt auch der eigentliche Anstieg. Über 10 Kilometer schlängelt sich die Straße in westlicher Richtung durch die Flanke des Gebirgszuges bergan, bevor die eigentlichen Serpentinen beginnen. Die Straße ist kaum befahren, es geht durch einen luftigen Nadelwald. Sind das Kiefern? Die Steigung schwankt zwischen 4 und 6 % - also nicht besonders steil. Aber die Straße ist in weiten Bereichen zentimeterdick mit Split bedeckt, an manchen Stellen riecht es in der Hitze unangenehm nach Bitumen. Argos kommt im Split schon ins Schlingern und bald ertappe ich mich bei dem Gedanken: "So ein Elend!". Wegen der moderaten Steigung gewinnen wir nur langsam an Höhe, wegen des Splits ist es dennoch mühselig, es ist heiß, es stinkt und wegen der Bäume, welche die Straße säumen, kann man noch nicht einmal die Aussicht genießen. Schnell ist mir klar: Dieser ist der bescheuertste Pass des Rennens. Irgendwann kommt mir ein französischer Rennradler, schimpfend über die Verhältnisse, entgegen. Nachdem ich bei Schrittgeschwindigkeit schon Schwierigkeiten habe, Argos aufrecht zu halten, möchte ich gar nicht wissen, wie es in der Abfahrt ist. Etwa auf halbem Wege von der Quelle zum Pass habe ich bereits mehr als die Hälfte meines Wassers getrunken und bin immer noch äußerst durstig, als ich an einem Bach vorbei komme. Oh süße Verlockung. Ich sehe mir das Bächlein einen Moment lang an. Frisch und klar fließt das Wasser durch sein steiniges Bett. Kein menschengemachtes Geräusch ist zu hören. Wer sollte dieses Wässerchen schon getrübt haben? Außerdem habe ich doch einen robusten Magen, und schlimmstenfalls wird meine Reiseapotheke es schon richten. Wieder trinke ich, so viel ich kann - es schmeckt ganz köstlich - fülle meine Flaschen und weiter geht es.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir endlich den Pas de la Graille. Von hier kann man immerhin ein wenig ins Land schauen. Aber bis zum höchsten Punkt sind es merkwürdigerweise immer noch 150 hm... Als diese geschafft sind, genehmigen Argos und ich uns eine kurze Pause, während der ich mit Begeisterung ein paar Backwaren verputze. Köstlich gestärkt geht es in die Abfahrt. Gottseidank gibt es nur auf der Nordrampe Split, die Südrampe hat einen wunderbar griffigen Straßenbelag. Viele kleine, leicht überhöhte Kurven, die mit kurzen Geradenstücken verbunden sind, die Straße leicht wellig - es ist wie in der Achterbahn, ein Riesenvergnügen. So schnell wie ich diese Auffahrt ganz unten einsortiert habe, so schnell ist klar, dass diese die beste Abfahrt des Rennens ist (Großglockner und Simplon im Regen, Mont Ventoux in der Nacht...). Scharf anbremsen, Argos verbeißt sich in die Kurve, dann ganz klein machen - 55, 60, 65... Plötzlich, auf einer Geraden, trifft mich etwas an der Schläfe, wildes Summen direkt vor meinem Ohr, ein stechender Schmerz und weiter aufgeregtes Summen. Ich lege eine panische Vollbremsung hin, schüttele aufgeregt den Kopf, aber das Summen hört nicht auf. Nach verblüffend langer Zeit komme ich endlich zum Stehen und schlage ohne nachzudenken, unkoordiniert nach dem Geräusch, woraufhin meine Sonnenbrille auf die Straße segelt. Das Summen geht weiter. Das Helmband! Ich nehme den Helm ab, schüttele den Kopf und endlich fliegt die Wespe davon. Eigentlich bin ich nicht allergisch, aber dieser unendlich konzentrierte Schmerz in der Schläfe macht doch Eindruck. In diesem Moment schickt mir Hansjörg eine Nachricht, wie es läuft. Ohne nachzudenken schreibe ich ihm, dass ich gerade in der Abfahrt von einer Wespe in den Kopf gestochen wurde. "Im nächsten Ort gibt es eine Apotheke - ich will ein Bild von Dir darin!", antwortet er mir streng. Vielleicht eine gute Idee. Nach 5 Kilometern finde ich in Saint Étienne les Orgues die Apotheke, in der man mir empfiehlt, sicherheitshalber Ceterizin zu nehmen. Ich tue wie geheißen und schicke Hansjörg das versprochene Bild - und bin danach, trotz Schmerzen, mit einem besseren Gefühl unterwegs.






Am höchsten Punkt
Ihm sieht man die Mühen nicht an...

... Ihm dagegen schon (für Hansjörg)

Irgendwann passieren wir das Tal der Durance, wo es wieder etwas mehr Besiedelung gibt. In Oraison halte ich für ein paar Momente meinen Kopf in das Becken des Brunnens - obwohl es inzwischen halb sechs ist, ist es immer noch unglaublich warm. In einem Laden kaufe ich ein Getränk aus Milch und Saft, was ich gemütlich im Sitzen nehme. Es geht mir nicht schlecht, aber der Gedanke an eine Pause ist doch so verlockend. Ich schaue auf die Trackerseite: Vor mir sind einige Mitfahrer. Wenn ich mich ranhalte... Und etwas motivierter geht es wieder weiter. Nach 40 Kilometern, in einem Ort namens Moustiers-Sainte-Marie, halte ich auf der Suche nach einer Wasserstelle, als ein Mitfahrer sich dazu gesellt. Ohne ihn jemals getroffen zu haben, erkenne ich ihn - er ist Patrick. Ich hatte sein Bild auf der Veranstaltungshomepage gesehen und ihn aus unerfindlichen Gründen direkt sympathisch gefunden. An einem Campingplatz erbitten wir gemeinsam Wasser und fahren anschließend zusammen weiter. Ich bin gespannt, wie sich mein Bild von ihm mit der Realität deckt, und als wir uns unterhalten stelle ich fest, dass er tatsächlich genau so sympathisch ist, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Gemeinsam bewundern wir die immer felsiger werdende Landschaft, als wir im letzten Tageslicht in Richtung der Verdon Schlucht radeln. Bis ich mich nach etwa einer halben Stunde zurück fallen lasse. Man soll nicht zu lange gemeinsam fahren.

Bei La Palud sur Verdon macht unsere Strecke eine 23 km lange Schleife um einen Berg, und führt direkt an der Schlucht entlang. Bei Tag muss die Aussicht absolut spektakulär sein. Inzwischen ist es völlige Nacht, aber der Himmel ist klar und es ist kurz vor Vollmond - auch in der Dunkelheit ist es eine einmalige, beinahe magische Stimmung. An einem der zahlreichen Aussichtspunkte halte ich kurz inne, überblicke die Schlucht - und muss unmittelbar an einen Abschnitt aus dem Gedicht "Roll the Dice" von Charles Bukowski denken, was mich bei den Vorbereitungen für dieses Rennen begleitet hat: "You will be alone with the gods, and the nights will flame with fire...". Und genau so erhaben fühlt es sich an: Alle Hingabe, jeder Verzicht, alle Mühen, alles für dieses Rennen, für diese Nacht, für diesen Moment. Es ist der Höhepunkt einer phantastischen Reise, die für mich am 1. Januar begonnen hat. Als ich Patrick irgendwann wieder überhole, wechseln wir nur wenige Worte: Jeder von uns ist mit sich selber und seinen Eindrücken beschäftigt.

Gegen 23.30 Uhr erreiche ich wieder La Palud sur Verdon. Hier herrscht fröhlich-friedliche Sommerstimmung. Vor den Restaurants sitzen noch Menschen und genießen den Zauber dieser Sommernacht. Ich spüre allmählich, dass ich müde werde - und es sind noch rund 150 km bis zum Ziel. Kurzentschlossen betrete ich eine Bar und bestelle an der Theke 3 Espresso. "Trois Expresso pour vous?!", fragt mich das Mädchen, halb ungläubig, halb amüsiert. "Je dois aller à Nice, en vélo...", versuche ich mich zu erklären, woraufhin sie mich nur schräg ansieht. Dass ich seit meiner letzten Dusche 4 Tage hauptsächlich auf dem Rad verbracht habe und auch sonst recht abgekämpft aussehen muss, ist mir in diesem Moment nicht recht bewusst - oder vielleicht auch einfach egal? Ich schütte den Zucker in meinen Kaffee, rühre und puste, damit er schnell eine erträgliche Trinktemperatur erreicht, schütte ihn eilig hinunter und nach wenigen Minuten rollen Argos und ich wieder los, in die Nacht.



Die Verdon-Schlucht

Fast Vollmond

"Trois Expresso pour vous?!"

Nach einigen Kilometern stoße ich wieder auf Patrick, der mich während meiner Kaffeepause überholt hat. Ich freue mich ihn zu sehen und gemeinsam genießen wir eine kurze, kurvige Abfahrt durch die Felsen - nur fliegen ist schöner. Etwas überdreht von den Eindrücken und dem Kaffee rede ich begeistert auf ihn ein, und erst als er mir irgendwann sagt, dass er sich für ein Stündchen an den Straßenrand legen muss, wird mir bewusst, dass er offenbar müde ist - dass seine Antworten recht einsilbig waren, fällt mir erst jetzt auf. Mit Bedauern verabschiede ich mich und bin nun wieder alleine unterwegs. Noch fühle ich mich gut, aber sobald die Lichter meines Gefährten verschwunden sind, fühle ich, wie die Dunkelheit lauernd näher an mich heranrückt und ahne, dass die vergangenen 36 Stunden bald mit Macht ihren Tribut fordern werden. Früher oder später werde auch ich mich hinlegen müssen. Bald passiere ich einen Mitfahrer, der sich an einer Kreuzung umzieht. Während die Begegnungen mit Patrick von Kameradschaft geprägt waren, gibt der gegenseitige Anblick uns beiden dieses Mal einen Adrenalinschub: Während ich sofort stärker in die Pedale trete, wird er plötzlich hastig, schwingt sich auf sein Rad und beginnt die Verfolgung. Wie ein Tier gebe ich mich meinen Instinkten hin, erhöhe irrsinnig das Tempo, schwankend zwischen Entsetzen und Euphorie, während mein Bewusstsein weit aus dem Hintergrund dieses archaische Schauspiel genießt. Endlich wird das Flackern seines Schweinwerfers weniger, und nach einer Viertelstunde ist er verschwunden - ich bin entkommen. In Castellane beeile ich mich, meine Trinkflaschen zu füllen, aber bevor mein Jäger mich einholt, bin ich wieder unterwegs.

Nach wenigen Kilometern sehe ich dann eine Gestalt vor mir, die merkwürdig langsam fast in Schlangenlinien fährt und, mit verschiedenen Blinklichtern ausgestattet, buchstäblich aussieht wie ein fahrender Christbaum. Ein Mitfahrer - nun bin ich der Jäger. Zügig fahre ich auf die Gestalt auf und quatsche sie munter an. "Eine Mitfahrerin", wird mir plötzlich bewusst: Angela kommt aus Norditalien ist eigentlich Lehrerin, rund 15 Jahre älter als ich und hat schon einige Ultraradrennen erfolgreich bestritten. Während ich bisher jede Nacht ordentlich geschlafen habe, war ihre Strategie, mehr oder weniger durchzufahren, und nur bei Bedarf ein, zwei Stunden am Straßenrand zu ruhen. Kein Wunder, dass sie Schlangenlinien gefahren ist. Aber während wir uns halb auf Englisch, halb auf Italienisch unterhalten, erwachen ihre Lebensgeister und erlischt mein Jagdinstinkt. Eigentlich ist es viel angenehmer, nicht alleine durch die Nacht zu fahren... Aber Angela ist streng und nach 20 Minuten schickt sie mich fort - man darf eben nicht länger zusammen fahren. Also fahre ich vor und kurbele mich den nächsten Pass empor. Kurz vor der Passhöhe fällt die Temperatur schlagartig um 5 Kelvin. Als ich anhalte, um Bein- und Armlinge anzulegen, kommt Angela vorbeigefahren, die bereits warm angezogen ist. In der folgenden Abfahrt hefte ich mich an ihr Rücklicht: Mit einer Mischung aus Perfektion und Todesverachtung stürzt sie sich im funzeligen Licht Ihrer Lampe in die enge, kurvige Abfahrt, dass Argos sich strecken muss, ihr auf den Fersen zu bleiben. Es ist immer eine besondere Freude, in der Linie eines Könners zu fahren. Als wir unten sind, mache ich ihr ein ehrliches Kompliment, woraufhin sie mit ihrer dunklen Stimme herzlich lacht und bestätigt, dass sie Passabfahrten liebe - besonders im Winter...

Angela in der Abfahrt

Irgendwann muss ich etwas Wasser loswerden und lasse sie alleine weiterfahren. Kaum ist sie weg, stürzt die Dunkelheit über mir zusammen, wie eine tosende Welle. Ich bin in einem dichten Nadelwald, den kein einziger Strahl des Mondlichts durchdringt. Irgendwo auf den Serpentinen unter mir flackert ein Scheinwerfer durch die Bäume - und gruselig erwacht mein Fluchtinstinkt. Ich gebe Argos die Sporen und kurbele wie ein Besessener durch den dunklen Wald - hoffentlich sehe ich bald Angelas Lichter vor mir. Wie weit kann sie denn bloß in 2 Minuten gekommen sein?? Irgendwann sehe ich ein Fahrrad vor mir - um dann erstaunt zu erkennen, dass es ein anderer Mitfahrer ist. Mit knappem Gruß und großzügigem Geschwindigkeitsüberschuss schieße ich an ihm vorbei. Ungläubig versucht er, sein Tempo zu erhöhen, aber es ist nur ein kurzes Aufbäumen... Egal. Aber wo ist denn bloß Angela? Sie kann doch unmöglich so weit vorgefahren sein? Als ich gerade beginne zu denken, dass ihr doch wohl hoffentlich nichts passiert ist, sehe ich endlich ihre vertrauten Blinklichter vor mir. Freudig begrüße ich sie - obwohl wir uns erst seit wenigen Stunden kennen, fühlt es sich an, als würde ich eine alte Freundin treffen.

Als sich im Osten der Himmel verfärbt, sind es noch rund 40 km bis zum Ziel. Genauso schnell, wie am Abend die Nacht über uns gekommen war, zwingt nun der Tag mit Macht die Dunkelheit zurück. Bald kann ich das Meer und eine Stadt sehen - das muss doch Nizza sein? Unvermittelt ziehe ich das Tempo an, woraufhin Angela mich zurück hält: "Ruhig - es sind noch über 30 Kilometer.". Sie hat Recht. die letzten Kilometer ziehen sich wie Kaugummi, und obwohl es schon fast wieder hell ist, spüre ich jetzt deutlich die Erschöpfung. Plötzlich will aus den Beinen kaum noch Leistung herauskommen und zweimal rauschen wir beide in der Abfahrt an einer Abbiegung vorbei. Staunend sehe ich an einer Bushaltestelle einen Mann in einem schwarzen Anzug, um dann beim Näherkommen zu erkennen, dass dort keine Menschenseele ist. 15 Kilometer vor dem Ziel habe ich Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten. Eigentlich sollte ich zumindest eine Viertelstunde schlafen - aber in spätestens 40 Minuten bin ich im Ziel... Zähne zusammenbeißen, tief durchatmen, trinken, den Kopf bewegen... 10 Kilometer vor dem Ziel merke ich, dass ich Angela verloren habe. Sie war doch gerade noch hinter mir? Egal, sie ist ein harter Knochen - um sie muss ich mir wirklich keine Sorgen machen. Endlich, hinter dem Flughafen, führt unsere Strecke auf die Promenade des Anglais, auf der auch das Ziel ist. Noch gut 3 Kilometer entlang des Meeres. Es ist 7 Uhr morgens, die Sonne ist eben aufgegangen und auf der Promenade sind die ersten Jogger unterwegs. Es ist ein wunderbarer Augenblick, aber ich kann es kaum erwarten, das Ziel zu erreichen. Als ob ein Damm gebrochen wäre, spüre ich plötzlich neben der bleiernen Müdigkeit die völlig ausgelaugten Beine, den wunden Hintern, die tauben Hände, den starren Nacken... Ein Stoßgebet: "Mach dass es zu Ende geht.".

Um kurz nach sieben kommen Argos und ich vor dem berühmten Hotel Le Negresco an - Ziel. Überglücklich begrüße ich Michael Wacker, den Rennorganisator, - und plumpse auf eine Bank, die sich absolut himmlisch anfühlt. Angela kommt nach einer halben Stunde - sie hatte sich am Ende noch einmal großzügig verfahren - und nach und nach trudeln weitere Mitfahrer ins Ziel. Es ist eine fröhliche, erleichterte Stimmung. Essen, Geschichten erzählen, lachen - ein paar Stunden genieße ich einfach den Moment, bis ich merke, dass ich beinahe im Sitzen einschlafe. Höchste Zeit ein paar Stunden zu schlafen. Mit meinem Handy buche ich ein Hotel (drei Mal rutscht es mir dabei um ein Haar aus der Hand, weil ich fast einnicke) und gegen 13 Uhr betreten Argos und ich unser Zimmer. Nach einer sehr gründlichen Dusche stelle ich mir den Wecker für in zwei Stunden, denn ich möchte den Nachmittag im Ziel verbringen und die ankommenden Mitfahrer begrüßen. Und zum vielleicht ersten Mal in meinem Leben schlafe ich, bevor mein Kopf das Kissen berührt. Von dem Wecker bekomme ich absolut nichts mit, und als ich aufwache ist es 1 Uhr nachts. Ich stehe noch einmal auf, verlasse das Hotel, esse eine Pizza, fahre zum Ziel, wo ich tatsächlich Jost treffe, der auch eben angekommen ist und gegen 4 Uhr morgens gehe ich wieder ins Hotel, um noch ein wenig zu schlafen. Gute Nacht für heute.

400 km, 5271 hm, 19.6 km/h.

Auf der Promenade des Anglais

Fühlt sich besser an als es aussieht ;)

Gleißendes Licht und ein frisch eingetroffener Mitfahrer